Nach meinen Besuchen des Landes 2008 und 2011 jeweils mit einer geführten Motorradtour, war es im Jänner 2015 wieder soweit. Diesmal allerdings drei Wochen mit einem 4×4 und Camping-Equipement. Zudem kam natürlich diesmal Nicole mit. Und natürlich nicht zu vergessen, Peanut, unser Elefant.
Sehr spannend, lehrreich und intensiv. Mit vielen, vielen Tiersichtungen und vielen Erlebnissen.
Die Route
Geplant hatten wir eine Route, die uns von Windhoek zuerst Richtung Süden nach Sossusvlei zu den Dünen führen sollte. Danach wollten wir einige Tage in Swakopmund verbringen, um dort einige Ausflüge zu unternehmen. Nach dieser – eher „touristischen“ – Woche stand das Damaraland und das Kaokoveld auf dem Programm, wo wir in den trockenen Flussbetten auf die Suche nach den legendären Wüstenelephanten gehen wollten. Den Abschluss sollte ein Besuch im Etoscha-Nationalpark sowie eine Gepardenfarm mit zahmen Geparden bilden.
Das Auto
Gemietet hatten wir zu diesem Zweck einen 3.0 Liter Toyota Hilux mit Automatik und spezieller Offroad Ausstattung bei der Firma Savanna car hire. Dies schlug sich mit mehr Bodenfreiheit, neuen echten Offroadreifen, einer Seilwinde am Fahrzeug, Bullbar und Schnorchel nieder, sowie extra mitgelieferten Sandmatten und einem High-Lift Jack, einem speziellen großen Wagenheber, den man allerdings nur „at your own risk“ ausgehändigt bekommt. Zudem einen 60 Liter Zusatztank, was das Fassungsvermögen für den Treibstoff auf 140 Liter anschwellen ließ. Vor allem für die Flussbetten im Kaokoveld unbedingt notwendig, da erstens der Treibstoffverbrauch in schwindelnde Höhen klettert und zweitens Tankstellen rar gesät sind. Zudem verfügte das Fahrzeug noch über einen Kompressor, um die – für Sandfahrten auf ~ 1,3 Bar reduzierten – Reifen wieder auf die ~ 2 Bar für die Gravelroads aufpumpen zu können. Der Kompressor war leider hinter der Rückenlehne der Hecksitze untergebracht, was beim Hervorholen jedes Mal eine ziemliche Umräumaktion bedeutete, da die Hecksitze leer sein mussten, um die Rückenlehne ausklappen zu können. Da könnte man einen besseren Platz finden.
Das Fahrzeug (übrigens hatte es die Nummer 72) war relativ neu, hatte rund 30.000 Kilometer auf dem Buckel als wir es übernahmen. Die Ausstattung im Cockpit war überdurchschnittlich. Audio war über Bluetooth oder mittels Memorystick möglich, die Bedienung erfolgte entweder über das Lenkrad oder über das Touchdisplay in der Mittelkonsole. Irgendwie sind wir aber auch sehr lange Strecken ohne jegliche „Beschallung“ gefahren und haben einfach nur Gegend geschaut ;-). Sehr wichtiges Utensil für mich war der Tempomat. Auf den geraden Straßen kann es leicht passieren, dass man immer schneller wird, wenn man die Geschwindigkeit selbst mit dem Fuß regelt und nicht laufend auf den Tacho schaut. Zudem ist in Namibia extrem wenig Verkehr, Tempomat auf 80 auf den Gravel Roads und fertig. Schon kann man stundenlang ohne Bremsen oder Tempomatkorrekturen durch die Gegend cruisen. Im Hilux funktionierte der Tempomat ab Tempo 40, darunter ließ er sich nicht einschalten.
Ein wenig verpfuscht wurde die Anbringung des Reserverades am Heck. Dieses ist nämlich mit einem Schwenkarm auf der linken Seite angebracht und verdeckt somit die vorhandene Rückfahrkamera. Die Anbringung an der rechten Seite wäre hier besser gewesen, da man durch das geschlossene Canopy natürlich nicht hindurch sieht und die Rückfahrkamera natürlich sehr hilfreich beim Entdecken eventuell vorhandener Holzpflöcke oder Steine im Heckbereich ist. War aber nur eine Kleinigkeit.
Campingausstattung
Neben einem Dachzelt war das Fahrzeug komplett für den Campingbetrieb ausgestattet. Kühlschrank, zwei Gasflaschen, 60 Liter Wassertank, Töpfe, Pfanne, Besteck, Campingtisch sowie zwei Campingsesseln und was man sonst so alles benötigt. Untergebracht waren all die Utensilien im Heckbereich des Fahrzeugs, das durch ein Canopy abgedeckt war. Dieses ist nicht wirklich staubdicht, da hilft auch die Öffnung auf der Seite relativ wenig. Meiner Meinung nach ist sie ein wenig zu klein geraten. Wirklich staubempfindliche Gegenstände sollte man daher in der Fahrgastkabine transportieren.
Dachzelt
Das Dachzelt war mit 120cm relativ schmal, dafür für Langgewachsene wie mich lang genug. Eines mit 140cm Breite wäre besser gewesen. Zudem war das Zelt nicht wirklich regendicht, kein Wunder, auf das muss man in Namibia kaum Rücksicht nehmen. Wenn’s – so wie bei uns – dann doch mal regnet, wird die Matratze nass. Es trocknet aber alles relativ rasch wieder, wenn man mal eine Stunde alles offen lässt. Die Matratze selbst war mit ca. 7cm Dicke zwar annehmbar, würde ich ein Dachzelt kaufen, wäre aber jedenfalls eine mit 10cm Dicke enthalten. Das Aufbauen des Zeltes geht sehr rasch. Von „mit Plane zugedeckt“ bis „schlafbereit“ dauert es rund 6-8 Minuten, je nach dem, wie geübt man schon ist. Das Einklappen sollte zu zweit durchgeführt werden, geht aber in Summe auch recht rasch. In rund 10 Minuten ist man auch hier wieder abfahrbereit. Die Schlafsäcke, Pölster und Decken verbleiben während der Fahrt im Dachzelt, nehmen somit keinen Platz im Fahrgastbereich des Fahrzeugs weg.
Canopy
Wir hatten wohlweislich ein Fahrzeug mit Doppelkabine bestellt und hatten somit Platz für alle elektronischen Geräte, Fotoapparate sowie unsere Kleidung. Im Canopy verblieben somit unsere Wasservorräte in 5 Liter Flaschen, das Camping-Zeugs, Holz für das Lagerfeuer, die Gasflaschen, Bier, Wein und in den großen Schubladen, die ein wenig staubgeschützter waren, der Rest der eingekauften Lebensmittel. Gefehlt haben ein paar Haken zum Anbringen von Zurrgurten, damit hätte man gewisse Dinge noch festzurren können, ein nicht unerheblicher Vorteil, wenn man mit diesem Wagen in schwierigeres und schräges Gelände fährt. Ich habe die Flaschen dann beispielsweise mit der Leiter vom Dachzelt und einer selbstgebastelten Konstruktion verzurren können, war aber jeden Morgen ein bisschen ein Gefrickel, das wieder halbwegs stabil hinzubekommen.
Hinten im Canpoy waren zwei weit herausziehbare Schubladen vorhanden, über der rechten war der Kühlschrank befestigt. Diesen konnte man ebenfalls herausziehen, allerdings war dann dort der Heck-Deckel des Canopys ein wenig im Weg. Wollte man wirklich tief in den Kühlschrank, musste dessen Deckel immer abgenommen werden, was allerdings sehr leicht ging. Auch keine wirklich praktikable Lösung, mir ist in den drei Wochen aber auch keine andere eingefallen.
Tank
Der Dieseltank war auf der Anzeige halb voll, ungefähr so sollten wir ihn bei der Rückgabe wieder abgeben. Zudem wurden wir darauf hingewiesen, beim Tanken immer mitzuteilen, dass ein Zusatztank vorhanden wäre, damit nicht beim ersten „Abschnappen“ mit dem Tanken aufgehört wird. Ich habe mir die ungefähre Tankmenge immer ausgerechnet und entsprechend auf die Anzeige geschaut. Wichtig zu wissen ist, dass sich die Tanknadel nicht bewegt, solange sich im Zusatztank noch Sprit befindet. Erst, wenn dieser aufgebraucht ist, beginnt diese den im Haupttank befindlichen Sprit anzuzeigen. Selbstredend funktioniert auch die angezeigte Rest-Reichweite des Bordcomputers nicht, der hat nämlich auch keine Ahnung vom Zusatztank.
Kosten
Für die 20 Tage haben wir inklusive Zusatzversicherung für Reifen, Windschutzscheibe und Reduzierung des Selbstbehaltes rund 2000 Euro bezahlt. Die Übergabe in Windhoek bei Savanna war sehr ausführlich, das Gepäck war inzwischen sicher im Gebäude verstaut. Erklärt wurden genau die Funktionsweise des Dachzeltes, Kühlschrank, die zweite Batterie, Stromanschluss, Wagenheber, etc. Punkt für Punkt einer Liste wurde abgehakt und durchgegangen. Zudem wurden wir darauf hingewiesen, dass im Fahrzeug ein GPS-Datenlogger installiert sei, der Orts- und Geschwindigkeitsdaten mitprotokolliert. Diese würden allerdings nur im Fall eines Unfalls ausgelesen. Alles in allem dauerte das rund 1 1/2 Stunden.
Alles in allem waren wir mit dem Fahrzeug und der Abwicklung sehr zufrieden.
Das ist übrigens Peanut, wie er gerade die Garmin-Befestigung für uns hält. Er wird sich auf der Reise noch öfter mal ins Bild drängen.
Ist ziemlich fotosüchtig, der kleine Wicht.
Könnte gleich morgen wieder los fahren!! Und Peanut auch!