Der Flug verläuft ziemlich ereignislos. Ein paar Mal wird’s ein bisschen ruppig, man sieht in der Früh auf der Flugkarte, dass die Maschine kurz nach dem Äquator eine größere Kurve geflogen ist, eventuell wurde da einem Unwetter ausgewichen.
Das IFE ist eher bescheiden, aber OK, man sollte eh versuchen zu schlafen ;-). Zwei interessante Kabinendurchsagen, die man eher selten hört, geben sie auch durch. Das eine betrifft selbst mitgebrachten Alkohol, dessen Genuss an Bord verboten ist, das zweite betrifft das Schlafen am Boden, was ebenfalls untersagt wird. Eventuell wurde diese Durchsage ja von unserem letzten Flug inspiriert ;-).
Wir werden schließlich mit einem „Wir servieren Ihnen nun ein Frühstück“ geweckt, da sind wir über Angola und es ist alles ziemlich bewölkt. Gegen 7:40 landet die Maschine schließlich am Airport in Windhoek und wir gehen die paar Schritte zum Terminal in der wärmenden Morgensonne. Namibia, du hast mich wieder ;-). Schönes Flugzeug übrigens…
Zu dem Einreisezettel wird auch der Ebola-Zettel ausgefüllt, zudem muss sich jeder Einreisende einer Überprüfung mittels Wärmebildkamera stellen. Das geht aber relativ flott vonstatten und hält kaum auf. Bei den Grenzbeamten bildet sich dann vor uns ein wenig ein Stau, weil einige des Englischen absolut unmächtige Touristen nicht verstehen, was die Grenzbeamten von ihnen wollen. Dabei sollte es sich langsam herumgesprochen haben, dass der Ort der ersten Nächtigung auf dem Formular eingetragen werden muss. Na, ja. Gegen 8:30 kommen wir schließlich auch dran und können anschließend unsere Reisetaschen holen, auf die wir nochmal rund 10 Minuten warten.
Unser Fahrer von Savanna steht schon da, ich frage kurz nach, ob wir noch Zeit haben und er bejaht, wir wären die einzigen, die er abholen soll. Ich hebe daher am Bankomat noch 2.000 N$ ab und gehe anschließend noch in den MTC Shop direkt am Flughafen. Dort erstehe ich eine SIM-Karte für’s mitgenommene Zweithandy und der freundliche Mitarbeiter spielt mir danach gleich die Wertkarten für eine Stunde Telefonieren, ein paar SMS und 100MB Daten drauf. Das sollte genügen, ist ja nur als Not-Kommunikation gedacht.
Knapp nach 9 fahren wir schließlich los und holen unser Auto ab. Die Übergabe habe ich ja in der Einleitung schon beschrieben, die war fast penibel genau, allerdings hatten wir uns bereits darauf eingestellt und die zwei Stunden eingeplant. Zuerst das Organisatorische, Führerschein, etc. Und der Zweitfahrer? Uups, da hat Nicole doch tatsächlich nicht daran gedacht, ihren Führerschein mitzunehmen… Ok, dann halt nur ein Fahrer. 😉
Kurzer Einschub noch zur Ausstattung bzw. Dingen, die man entweder mitnehmen oder in Windhoek besorgen sollte: Feste Handschuhe sind auf jeden Fall erforderlich, schon alleine, um die schweren, gusseisernen Töpfe und Pfannen vom Feuer oder vom Gas zu nehmen. Da rede ich noch nicht vom High Lift Jack, den man ebenfalls nur mit solchen Handschuhen bedienen sollte. Waren im Fahrzeug keine dabei. Ich hatte dann noch Kabelbinder mit (sehr empfehlenswert!), Wäscheklammern, Panzerklebeband (sehr empfehlenswert!), Krepp-Klebeband zum Abdichten von größeren Spalten im Canopy zur Verringerung des Staubs (hab‘ ich nach dem zweiten Tag gelassen, hilft kaum). Ein 10 Meter Seil haben wir uns dann noch in Windhoek besorgt zum Wäsche aufhängen.
Gegen 11:30 fahren wir dann eingeschult und mit all unseren Sachen vom Hof von Savanna und stürzen uns in den Linksverkehr, um zu Dirk zu fahren, meinem Tourguide der vorangegangenen Motorradtouren. Von ihm wollen wir uns noch einige Sachen, unter anderem ein Satellitentelefon ausborgen. Gemeinsam fahren wir anschließend in das neue Einkaufszentrum im Süden der Stadt, wo ein großer Superspar alles bereithält. Wir schaffen es auch gerade noch, eine erste Ladung Bier und Wein in den Einkaufswagen zu legen, bevor der Alkohol-Teil des Supermarktes mit Bändern abgesperrt wird. Samstag nach 13 Uhr (mitunter auch erst ab 14:00 Uhr) und Sonntags wird kein Alkohol verkauft. Mit einem übervollen Einkaufswagen kommen wir an die Kassa, die eine viel viel viel zu kurze Ablagefläche hat. Nicht mal ein Viertel des Inhalts des Wagens passt da drauf. Irgendwie ein wenig verbastelt. Aber gut, mit Hilfe von zig Sackerln (da hätten wir uns den Kauf der Müllsackerln sparen können) und eines bereitstehenden Helfers haben wir schließlich alles wieder im Einkaufswagen und schließlich im Auto verstaut. Die genaue Raumaufteilung wollen wir heute Abend auf der ersten Campsite vornehmen, so wandern nur die zu kühlenden Dinge in den Kühlschrank, der Rest wird malerisch verteilt. Ich hebe nochmals zweimal 2.000 N$ beim Bankomaten ab und dann verabschieden wir uns von Dirk um Richtung Süden zu fahren.
Bei einer Tankstelle lasse ich noch den Tank auffüllen, wir tanken 97 Liter um 1100 N$ (~ 80 Euro) und kommen schließlich gegen 14:30 aus Windhoek weg. Mit sechs bis sieben Stunden nach Ankunft sollte man also rechnen, wenn man einen Wagen mit Campingequipement übernimmt und danach noch für ein oder zwei Wochen Einkäufe erledigt. Wir haben nirgendwo wirklich Zeit “verplempert”, nichts gegessen oder Kaffee getrunken, fühlen uns aber gut für die ca. 200 Kilometer bis zum Tagesziel.
Wir fahren auf der C26 Richtung Gamsberg, dann aber weiter Richtung Süden über den Spreetshoogte Pass. Die Landschaft ist anfangs schon mit einem leichten Grünschleier überzogen, da scheint es schon einmal ganz leicht geregnet zu haben. Das erste „echte“ Afrika-Feeling kommt auf, in Windhoek konnte sich das für Nicole nicht wirklich einstellen.
Ich stelle den Tempomat auf ~ 70 km/h, wir haben ja Zeit und vor allem nach dem Flug mit dem ungewohnten Fahrzeug sollte man es auch gemütlich angehen. 1 1/2 Stunden schauen wir ein wenig angestrengt, ob wir irgendwo schon Tiere (ausser Kühe) sehen können, da springt mir doch tatsächlich ein großes Oryx ein paar Meter vor meiner Motorhaube auf die Straße. Kurze Schrecksekunde, Lenkrad geradehalten, nur Bremsen. Zum Glück hatte das Oryx keine Schrecksekunde, sondern ist schnurstracks weitergalloppiert. Hm. Erst mal stehenbleiben und dem Vieh nachschauen und tatsächlich, da stehen noch vier weitere und schauen von einem kleinen Hügel dem Schauspiel zu. Also, es gibt ja doch Tiere in Afrika ;-).
Wir passieren den südlichen Wendekreis des Steinbocks (Tropic of Capricorn), jener Linie der südlichen Halbkugel, an der die Mittagssonne am 21. bzw. 22. Dezember einmalig den Zenit erreicht. Nördlicher davon steht sie im Sommer öfter genau senkrecht am Himmel, südlicher davon gar nicht. Eine wirklich senkrecht am Himmel stehende Sonne, die daher praktisch keinen Schatten produziert, ist ein nettes Phänomen, das man hierzulande ja nie zu Gesicht bekommt…
Auf der Abfahrt vom Spreetshoogte Pass kommt uns nach knapp drei Stunden das erste Auto entgegen, wirklich viel Verkehr ist hier nicht. Hier ist es übrigens wieder Gelb in Gelb, geregnet hat’s südlich des Gamsberges offenbar in dieser Regenperiode noch nicht (das sollte uns später der Besitzer der Ababis Guest Farm, ebenfalls ein Rinderfarmer bestätigen). Blauer Himmel, ein paar weiße Wolken und 30 bis 34 Grad. Regenzeit in Namibia…
Unser heutiges Tagesziel, die Ababis Guest Farm liegt direkt an der C14, rund 15 Kilometer südöstlich von Solitaire entfernt. Wir kommen dort gegen 18:30 Uhr an und werden auf die Campsite gelotst. Dort stellen wir das Dachzelt auf, machen uns frisch, sortieren ein wenig die eingekauften Lebensmittel und unser Gepäck, bevor wir um 20:00 Uhr zum Abendessen ins Haupthaus gehen. Bergzebra mit Kartoffeln und frischem Salat. Wir unterhalten uns nett mit den Besitzern und machen uns gleich für den nächsten Tag die Uhrzeit für das gebuchte 4×4 Training aus. Ein wenig wird noch theoretisch gefachsimpelt, bevor wir gegen 22:30 zurück zur Campsite gehen. Gut, dass ich mir in Wien noch eine wirklich leistungsstarke Taschenlampe besorgt habe. Die hilft in der stockdunklen Nacht wirklich weiter.
Auf der Campsite baue ich noch das Stativ und meine Kamera für den ersten Versuch der Sternenhimmel-Fotographie auf, programmiere den Selbstauslöser auf „alle 20 Sekunden“, stelle Belichtungszeit und manuellen Fokus ein, bevor wir doch ziemlich erschöpft ins Zelt kriechen. Die Temperatur ist auf rund 20 Grad gefallen, zum Schlafen sehr angenehm, bis in der Nacht der Wind dreht und uns durch das Fliegengitter genau auf die Köpfe bläst. Das halten wir nur kurz aus und drehen uns bald um.
Hier übrigens das Ergebnis meiner Sternenfotographie:
Kamera: Nikon D90 mit Fernauslöser.
Alle 20 Sekunden ein Bild, ~ 2 Sek. Belichtungszeit.
Danach mit Windows Movie Maker quick&dirty zu einem Video zusammengeführt, Framerate: 25 Bilder/Sekunde.
Anfangs sieht man noch ein wenig Taschenlampenlicht von uns, danach ein paar Meteore oder Sternschnuppen, bevor sehr spät der Mond aufgeht und gleich danach die Sonne. Am Besten in eher dünklerer Umgebung anschauen 😉
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