Wir kommen wieder gegen 9 Uhr von der Campsite weg, bleiben noch kurz beim Wrack des Kleinbusses stehen, das hier schon jahrelang halb vergraben im Sand liegt um einige Fotos zu machen und fahren schließlich Richtung Süden in die Berge. Die D3707 wollen wir nicht zurück nach Sesfontein fahren, unsere Strecke soll diesmal über den Fearless Pass, dann durch den Hoanib und schließlich den Ganamub entlang führen.
Die Landschaft ist hier südlich von Purros sehr felsig, wir kommen nur eher langsam voran. Nach rund 30 Kilometern kreuzt plötzlich eine Hyäne unseren Weg, die erste überhaupt, die ich zu Gesicht bekomme. Sie ist gar nicht schreckhaft und bleibt einige Meter von der Straße entfernt auf den Anhöhe stehen, um sich ablichten zu lassen. Danke schön!
Nach dem wir die felsigere Region hinter uns gelassen haben, erreichen wir eine Ebene, auf der der sandige Untergrund und der wirklich gute Track mal wieder ein wenig höheres Tempo zulassen. Wir fliegen fast dahin, fahren an zahlreichen großen Feenkreisen vorbei bis wir schließlich für eine Giraffe, die fast mitten auf der Straße steht, stehenbleiben und sie, nachdem sie nicht schreckhaft das Weite sucht, ausgiebig betrachten und fotographieren.
Auch heute ist die Landschaft extrem abwechslungsreich, unglaublich, welche Eindrücke hier gesammelt werden können. Und wie auch in den letzten Tagen sind wir vollkommen alleine, nur kurz nach Purros kam uns ein Fahrzeug der Lodge mit Gästen entgegen. Sonst treffen wir auf keinen Menschen.
Nachdem wir schließlich einen schmalen Canyon durchquert haben, erreichen wir das Tal des Hoanibs, wo wir anfangs leichte Probleme haben, in das Flussbett zu gelangen, das Wasser, das hier vor rund einer Woche geflossen ist, hat die Ränder ziemlich unterspült, der Abbruch zum Track ist senkrecht und rund einen Meter hoch. Zu hoch, um hier runter zu fahren. Wir fahren ein Stück den hier vorhandenen Spuren Richtung flussabwärts, bis wir eine Stelle finden, in den Fluss zu gelangen. Die vorhandenen Spuren führen weiter flussabwärts, wir drehen jedoch um und folgen dem Fluss Richtung Sesfontein.
(Mit doppelter Geschwindigkeit abgespielt)
Der Untergrund ist gut zu befahren, die leicht aufkommenden Sorgen von Nicole zerstreue ich mit dem Hinweis, dass die vorherrschende weisse Sandfarbe schon auf sehr trockenen und somit harten Sand hinweist. Nachdem wir hier die Ersten nach der Flut waren, gibt’s keine Spuren und ich suche mir den Weg durch das Flussbett selbst. Die Sonne scheint vom fast wolkenlosen Himmel, es hat rund 35 Grad, wir sind mit einem 4×4 im Flussbett, kann’s etwas Schöneres geben?
Kurz bevor mir mein Garmin anzeigt, dass wir den Fluss nach links verlassen, liegt vor uns eine kleine Engstelle. „die Poort Felsbarriere“ sollte ich später dann am Netbook in der T4A Karte lesen. Zwischen den hoch aufragenden Felsen schaut der Untergrund recht dunkel aus, ich entscheide mich, hier eher rechts zu bleiben aber bevor ich dann noch wirklich nachdenken kann, stecken wir schon fest. Na geh, ernsthaft jetzt? Mit diesem Auto? Ich versuche zurückzuschieben, funktioniert nicht. Wieder nach vorne, geht auch nicht. Habe mittlerweile die Getriebeuntersetzung drin und die Differentialsperre, alles was leuchten kann, leuchtet, das Auto bewegt sich aber nicht. Na gut, wir stecken echt fest. „Ich hab’s ja gewusst“, meint Nicole, worauf ich entgegne, dass das halt zu so einem Urlaub auch mal dazugehört. Ist ja egal, muss ich halt ein wenig schaufeln – Sandmatten haben wir eh mit – 20 Minuten, dann sind wir da wieder draussen. Gesagt getan. Ich schaufle und Nicole macht ein paar Fotos. Alles Paletti, alles unter Kontrolle.
Beim Schaufeln bemerke ich, dass hier wirklich vor Kurzem erst Wasser geflossen sein muss, ich hab‘ das untere Ende des Reifens noch nicht mal erreicht, stoße ich schon auf das Wasser. Das macht das Weitergraben nicht gerade einfacher, ich versuche immer wieder, die Sandmatten weiter unter die Räder zu schieben und rauszufahren, allerdings greifen die Reifen noch nicht. Und schließlich kommt, was in diesen Fällen dann immer kommt, wenn’s so richtig ganz blöd läuft. Das Wasser nämlich. Von oben im Fluss.
Jetzt kommt ziemliche Hektik auf. Das kann’s ja nicht sein. Ich hab‘ das warnende Beispiel von Purros noch vor Augen und schaufle schneller, schiebe die Matten nach, versuche rauszufahren, es misslingt. Ich schaufle nochmal und während ich die Matten nachschieben möchte, umgibt mich schon die braune Suppe, fließt in die Löcher, die ich gegraben habe und deckt sie wieder mit Sand zu. Na ganz toll. Aus einer bis dato recht gemütlichen Situation wird plötzlich eine unkontrollierbare Geschichte, die nun sehr leicht in einer Katastrophe enden kann. Nicole hat mittlerweile die Kamera weggelegt, beide beginnen wir, Baumstämme und Steine vom höherliegenden Plateau zu holen und zwei Meter vor dem Auto einen provisorischen Damm zu bauen. Das hilft vorerst mal ein wenig, Nicole macht hier weiter, während ich aufgrund des immer weiter steigenden Wassers beginne, die wichtigen Dinge schon mal aus dem Auto zu räumen. Wasser, elektronische Geräte und vor allem das Sat-Phone, wer weiß, wozu es gut ist.
Dann beginne ich, die Fernbedienung der Seilwinde zu suchen. Dabei verstreichen wertvolle Minuten, weil ich mich nicht mehr erinnern kann, wo wir sie verstaut haben. Schließlich finde ich sie, lasse die Seilwinde aus und ziehe das Seil bis zu einem riesen großen Baum, der halb vergraben im Sand liegt. Leider ist sie zu kurz, allerdings haben wir noch ein Abschleppseil. Auch hier muss ich zeitaufwändig das komplette Auto durchsuchen, bis ich es unter der Rückbank finde. Und wieder fehlt mir ein Meter. Das gibt’s ja nicht, langsam macht sich wirklich leichte Panik breit. Ich starte einen entsprechend verzweifelten Versuch, nehme die Spanngurte, die ich aus Wien mitgenommen hatte und verlängere damit das Seil. Und natürlich kommt es, wie es kommen muss, die halten den Zug natürlich nicht aus und reissen ab. OK, hab‘ ich eh gewusst, aber einen Versuch war’s zumindest wert. Ein anderer Baum auf der anderen Seite des Flusses erweist sich als zu schwach, ebenso ein Felsvorsprung, um den ich das Abschleppseil wickle. Die Seilwinde reisst ihn raus, das Auto bewegt sich keinen Meter.
Ich erinnere mich an einen Trick, der offenbar in der Wüste funktioniert und beginne, auf der Anhöhe ein Loch zu graben, in das ich einen großen flachen Felsen hineinrollen und als Anker verwenden möchte. Allerdings scheitert das Vorhaben recht rasch, da nach einem knappen Meter Sand schon große Steine und Felsen zum Vorschein kommen. Wir graben trotzdem weiter, erweitern das Loch, graben den großen Stein halb ein und starten einen Versuch, der allerdings – wie fast erwartet – ebenfalls kläglich scheitert. So, aus. Bevor sich jetzt die komplette Panik ausbreitet, kurz mal innehalten und Luft holen. Wir sind mittlerweile über eine Stunde am Arbeiten in der prallen Sonne, sind dehydriert, ausgelaugt und schon ziemlich fertig. Ich bemerke, dass das Wasser eigentlich gar nicht mehr steigt, bilde mir sogar ein, es wäre mittlerweile ein wenig gesunken. Das Auto ist noch umspült, aber nicht verloren, der Damm hilft, hinter dem Damm hat sich sogar eine kleine Sandbank aufgetürmt, der absolute Großteil des Wassers fließt ohnehin an der linken Flanke der Schlucht vorbei, dort ist es rund 75cm, tief, bei uns nur vielleicht 15cm. Wir müssen jetzt erst mal etwas trinken und auf uns schauen, sonst sind wir hier erledigt.
Wir setzen uns an der Kante, trinken warmes Wasser, ich leere es auch über meinen Kopf und wir atmen einmal kräftig durch. Und wie immer, wenn man mal einen kleinen Schritt zurücktritt, inne hält und die Gesamtsituation überblickt, kommen einem die besten Ideen. Auf der Anhöhe liegen dutzende dieser großen flachen Steinplatten, wir müssen nur einfach mit dem Hi-Lift Jack die Räder einzeln aus dem Sand heben, Steinplatten darunterlegen und dann sollten wir eigentlich aus dem Loch fahren können. „Nur einfach“ ist allerdings gut gesagt, wir sind beide schon ziemlich fertig, allerdings legt sich die Anspannung ein wenig. In den 10 Minuten, die wir da sitzen, sinkt das Wasser wieder ein wenig, langsam beginne ich zu realisieren, dass wir da wahrscheinlich nochmal großes Glück haben. Und wie ich so sinniere, höre ich plötzlich Motorengeräusche.
Das war der Anblick, der sich Mike und Tanja bot…
„Das kann ja jetzt nicht wahr sein“, denke ich mir und schaue auf das gegenüberliegende Flussufer, wo wie aus dem Nichts zwei Motorradfahrer auftauchen. Jetzt scheinen wir unser Glück schon fast überzustrapazieren. Die beiden stellen ihre Motorräder ab, während ich durch das Wasser wate und zu ihnen gehe. Mike und Tanja sind aus Australien und mit ihren beiden Suzukis auf Weltreise. Und kommen ausgerechnet heute hier genau an dieser Stelle vorbei. Sie wollten eigentlich über den Hoanib Richtung Westen fahren, fuhren durch den Ganamub und sahen, dass an der „echten“ Einmündung, zu der ich eigentlich auch wollte, das Wasser floss. Daraufhin wollten sie eigentlich schon zurückfahren, fanden aber die kleine Umfahrung dieser Engstelle und standen nun hier.
Die beiden sehen natürlich gleich, was hier los ist, sie ziehen sich um und sagen sofort zu, uns zu helfen. Tanja versucht mit unserem Satellitentelefon in Khowarib einen Bekannten zu erreichen, der eventuell auch Hilfe schicken kann, während wir nun große flache Steine suchen, um diese unter die Reifen legen zu können. Ich wuchte mit dem Hi-Lift Jack den ersten Reifen hoch, hier erweist sich unser „Damm“ nun auch als hilfreich, da nur mehr sehr wenig Wasser hier durchfließt. Wir platzieren den flachen Stein unter dem Rad, legen mit weiteren Steinen einen Weg aus und lassen den Wagen wieder hinunter. Während ich nun das Heck des Fahrzeugs noch entlaste und alle schweren Gegenstände auslade, macht sich Mike daran, die anderen Räder zu unterstützen.
T-Shirt wäre besser gewesen, keine Frage. Erstens um den Gösser-Muskel ein wenig fotogener zu gestalten und zweitens um den Sonnenbrand am Rücken zu verhindern…
Mir fehlt mittlerweile wirklich die Kraft, den Jack zu bedienen. Ich ziehe nun die Seilwinde, die immer noch im Fluss liegt ein und lasse – bitte warum bin ich da nicht gleich am Anfang draufgekommen, ich Depp – noch Luft aus den Reifen. Einfach nach Gefühl, ohne Manometer, weil’s ja eh ziemlich egal ist. Nicole und Tanja schleppen Steine herbei, Mike hebt mit dem Jack die Räder einzeln hoch und nach knapp einer Stunde stehen alle Reifen auf flachen Steinen. Hinter den Hinterreifen ist ein Steinweg ausgelegt, drei schieben vorne an und wie wenn nix wäre, fahre ich den Wagen rückwärts aus dem Loch und gleich weiter aus dem fließenden Wasser auf die danebenliegende Anhöhe. Yesss. Nach rund drei Stunden Plackerei. Die ich ohne T-Shirt in der Sonne verbracht hatte. Ja, das sollte sich natürlich später noch rächen, keine Frage. Nicole konnte mir bereits zwei Tage später meine Haut in handtellergroßen Flächen abziehen. Das ist Rekord bei Sonnenbrand ;-). Dank der fürsorglichen flächendeckenden Beschmierung mit Bepanthen waren die Auswirkungen aber zum Glück recht bescheiden.
Alles wieder Ok, das Auto haben wir draussen.
Wir setzen uns in den Sand und verschnaufen. Tanja ruft den Bekannten nochmals an, um ihm mitzuteilen, dass wir keine Hilfe mehr benötigen, nur um von ihm zu erfahren, dass ohnehin niemand bereit gewesen wäre, die Strecke auf sich zu nehmen, nur um dann vielleicht feststellen zu müssen, dass niemand mehr da wäre. In Summe verständlich, aber auch nicht wirklich beruhigend in so einer Situation. Aber egal, wir haben das Auto draussen, der Rest ist ein Kinderspiel. Ich grabe gemeinsam mit Mike die beiden Sandmatten noch aus dem fließenden Wasser bevor ich den Wagen nun näher und zwei Bier aus dem Kühlschrank hole. Mike freut sich ehrlich darüber, am Motorrad gibt’s untertags selten kalte Getränke. Nach rund einer Stunde packe ich wieder alles in das Auto, Mike und Tanja gehen zurück zu ihren Motorrädern und ich quere den Fluss ohne Probleme. Auf der anderen Seite hole ich den Kompressor heraus und pumpe die Reifen wieder auf. Einen hab ich bis 0,4 Bar abgelassen, damit sollte man natürlich nicht auf steinigem Untergrund fahren…
Da sieht man unseren „Damm“ im rechten Bereich des Flusses.
Die beiden wollen noch bis Purros fahren, wo sie heute morgen eigentlich hin wollten, beschließen aber, dies natürlich nicht über den Fluss zu machen, sondern auch zurück über die Ganamub Schlucht zu fahren um dann die D3707 zu nehmen. Nachdem es mittlerweile 16:30 Uhr ist, lade ich die beiden ein, falls sie es sich an der Kreuzung noch überlegen, zurück nach Sesfontein zum Camel Top Camping zu kommen, sie wären zum Abendessen – gegrilltes Rind mit Erdäpfeln und Tomatensalat sowie selbstgemachter Knoblauchbutter – und jeder Menge kalter Biere und Rotwein eingeladen. Wir plaudern noch ein wenig, essen ein bisschen Biltong, ich versuche, meinen Kreislauf wieder halbwegs in Schwung zu bringen und fahren schließlich los. Die Piste ist tiefsandig und recht schwer zu fahren, wir überholen die beiden, die uns bedeuten, dass sie nach der Plackerei auch schon recht müde sind, die Strecke nach Purros heute nicht mehr fahren wollen und die Einladung gerne annehmen. Ich trinke auf dem Weg bis zur Kreuzung der D3707 rund zwei Liter Wasser und fühle mich immer noch vollkommen daneben, eigentlich will ich gar nichts mehr, ausser Ruhe und mich hinlegen.
Als wir die D3707 geht’s schon ein wenig besser, vor allem bin ich froh, dass es jetzt wieder „festen“ Untergrund gibt und wir fahren die paar Kilometer nach Sesfontein, wo wir wieder niemanden antreffen. Das sind wir ja schon gewohnt ;-). Wir beziehen die selbe Campsite, packen Tisch und Sessel aus und um den Flüssigkeitsverlust weiter auszugleichen trinke ich gleich mal zwei Windhoek Draught ;-). Mike und Tanja kommen nach rund einer halben Stunde, fahren aber noch kurz zur Lodge im Fort, sie wollen dieses Erlebnis mit zwei kalten Rockshandys abschließen. Wir machen inzwischen Feuer, duschen uns, kochen die Erdäpfel und machen den Salat. Schließlich kommen sie auch auf die Campsite, bauen ihr Zelt auf, duschen ebenfalls bevor wir uns um das Feuer setzen. Ein herrlicher Abend liegt vor uns, wir unterhalten uns beim Essen und danach angeregt, bis wir gegen 23:00 alle todmüde in die Zelte kriechen. Was für ein Erlebnis, was für ein Tag. Da fällt auch kaum mehr ins Gewicht festzustellen,. dass unser „neuer“ Reservereifen keine Luft mehr hat, der scheint also auch einen Sickerpatschen zu haben…
In der Nacht komme ich kaum zum Schlafen. Zuviel geht mir im Kopf herum, die Muskeln sind noch komplett übersäuert, ich bekomme im Liegen Krämpfe in den Unterschenkeln und fühle mich, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Die Hände sind aufgeschunden, seltsamerweise spüre ich den Sonnenbrand am Rücken kaum, wahrscheinlich doch noch zuviel Adrenalin im Blut.
Und immer wieder die Frage, was da wohl schiefgelaufen ist. Also abgesehen davon, dass wir einfach Glück hatten, dass das Wasser nicht weiter gestiegen ist. Das Fahren im Flussbett war es nicht, das würde ich wieder so machen. Es gab keine Anzeichen, dass es zu einem Problem werden könnte. Dass wir vorab relativ lange schon ohne echte Wettervorhersage unterwegs waren, war da schon eher ein Nachteil. Und im Zuge der Vorbereitung hätte ich den Warnungen vor der „die Poort“ Felsbarriere mehr Aufmerksamkeit schenken können. Auch die Umfahrung der Engstelle ist dort eingezeichnet. Aber in Summe kann man wahrscheinlich recht wenig tun, um zu verhindern, dass man in eine derartige Situation kommt und irgendwo steckenbleibt. Das passiert. Allerdings gibt es beim darauffolgenden Handeln durchaus Optimierungsmöglichkeiten. Zumindest rückblickend betrachtet. Kritisch war hier jedenfalls der plötzlich herrschende Zeitdruck, der wohl nicht oft vorkommt, dennoch kann eine derartige Sache auch ohne Zeitdruck eleganter gelöst werden. Dass selbst Profis unter Zeitdruck nicht mehr rational arbeiten und nachdenken, sieht man auch hier ganz gut: http://www.youtube.com/watch?v=KEYaTscCDIg.
Fehler 1 war sicherlich, dass ich sofort zu Beginn mal weiter Luft aus den Reifen hätte lassen sollen. Eventuell wäre ich dann einfach rausgefahren. Ist aber nicht sicher, da das Auto schon fast auf der Bodenplatte aufgesessen ist. Aber in Kombination mit den Sandmatten hätte es vielleicht geholfen.
Fehler 2 war, dass ich eher ohne viel nachzudenken zur Schaufel und zu den Sandmatten gegriffen habe. Besser wäre gewesen, die generelle Situation mal zu betrachten und die verschiedenen Bergemöglichkeiten (Schaufeln, Seilwinde und Hi-Lift Jack) zu bewerten. Als ich dann mal beim Schaufeln war und das Wasser kam, war praktisch keine Zeit mehr, um die Situation ruhig und analytisch zu beurteilen, da waren wir bereits im „Graben“ gefangen und konnten nur mehr das weitertun, was wir bereits begonnen hatten. Die Gesamtsituation, mit dem tief eingegrabenen Fahrzeug, den vielen umherliegenden flachen Steinen, von denen ein sehr großer auch als Unterlage für den Jack diente, schrie rückblickend geradezu danach, das Fahrzeug hochzuheben und Steine unter die Räder zu legen.
Fehler 3 in unserer zeitkritischen Situation war, dass ich „ewig“ nach der Fernbedienung der Seilwinde und dem Abschleppseil suchen musste. Das ist ein „No-Go“, das entsprechende Bergezeugs sollte immer beieinander und griffbereit sein.
Die kleinen Sachen wie „zieh dir ein T-Shirt an, wenn du in der Sonne arbeitest“ fallen da schon kaum mehr ins Gewicht. 😉
Manche lernen es eben auf die harte Tour ;-).
Dass in manchen Situationen aber auch alles einfach viel zu schnell gehen kann, zeigt der Bericht von Desert Lion auf deren Facebook-Seite. Da kann man dann eher nur mehr wenig machen und nur versuchen, das Notwendigste aus dem Auto zu retten. Und wenn man diese Bilder sieht, hatten wir rückblickend betrachtet auch schon Glück, uns in der Palmwag Konzession den Reifen aufgeschlitzt zu haben. Sonst wären wir nämlich am 26. Jänner nach der Fahrt über den Crowtherstrail mitten in der absoluten Pampa vor dem Fluss gestanden und hätten diesen wegen des vielen Wassers nicht queren können. Und selbst „warten und aussitzen“ hätte da wohl wenig Sinn gemacht.
Mike und Tanja haben übrigens auch eine Webseite und einen Blog: http://www.earths-ends.com/
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