Immer noch ziemlich geschlaucht klettern wir gegen 8:30 aus dem Dachzelt. Heute machen wir das mal ganz gemütlich, tanken in Sesfontein und dann die nicht besonders weite Strecke durch die Khowarib Schlucht zum Galton Gate. Allerdings wollen wir noch fragen, ob die überhaupt befahrbar ist, so eine Aktion wie gestern will ich mir wirklich ersparen ;-).
Wir frühstücken erst mal gemeinsam mit Mike und Tanja, bevor ich mich daran mache, das gesamte Auto wieder halbwegs fahrtauglich einzuräumen. Gestern haben wir ja mehr oder weniger alles raus und wieder irgendwie eingeräumt und dann so liegen gelassen. Erst gegen 10:30 kommen wir von der Campsite weg und verabschieden uns von den beiden Weltreisenden, die heute nach Purros aufbrechen.
Wir steuern die Tankstelle beim Fort an und sehen auf der Diesel-Zapfsäule schon das große Schild: „Out of Order until further notice.“ Naaaaa. Ned wirklich. Ich frage den Tankwart noch, ob das eh ernst gemeint ist, er meint nur, ja, Diesel gäbe es keinen. Die nächste Tankstelle wäre in Opuwo oder in Palmwag. Na super. Überschlagsmäßig sind gemäß der Tankanzeige noch ca. 40 Liter im Tank. Das macht auf normaler Gravelroad rund 300 Kilometer. Aber durch die Khowarib-Schlucht? Und dann theoretisch bis Okaukuejo? Eher nicht. Und durch die Schlucht selbst und dann nach Kamanjab? Mit mir, der ich ohnehin als „Leerfahrer“ bekannt bin? Nach kurzer Nachdenkphase beschließen wir, hier heute gar nichts zu riskieren und einfach über Palmwag nach Kamanjab und danach Richtung Galtons Gate zu fahren. In Kamanjab können wir dann auch gleich unseren luftlosen Reservereifen umtauschen.
Gesagt, getan, wir richten es uns gemütlich ein und machen einen Gravel-Road Fahrtag zum Ausrasten draus. Ist auch der Grund, warum es heute von der Fahrt keine Fotos gibt, die Gegend kennen wir nun schon zur Genüge. 😉
Bei der Tankstelle in Palmwag gehen knapp 125 Liter in den Tank bei 680 Kilometer. Macht schlanke 18 Liter Sprit, die wir in den Fluss-Sandbetten gebraucht haben. Wir passieren das Veterinär-Gate, wieder ohne jegliches Fleisch im Kühlschrank, wieder ist dann noch vor dem Grootbergpass alles dort, wo es hingehört und wir fahren die Strecke ein drittes Mal. Schon vorher ist uns aufgefallen, dass in den Dörfern heute extrem viele Menschen zu sehen sind. Khowarib war voll, überall Familien mit Kindern, neu aufgestellte Zelte, die uns ein paar Tage vorher nicht aufgefallen waren. Auf dem Weg nach Kamanjab hält uns ein Einheimischer, der mit einer roten Fahne mitten am Weg steht auf und meint, dass weiter vorne eine große Lacke am Weg wäre und wir da rechts vorbeifahren sollten. Gleich danach will er aber Geld für Dressen seiner Fußballmannschaft haben. Hm. Ein wenig überrumpelt drücke ich ihm 50 Dollar in die Hand. Deppensteuer halt. Auch erledigt. Lacke gab’s natürlich keine mehr am Weg. Touristensteuer auch entrichtet…
In Kamanjab gehen wir noch einkaufen für den Rest der Reise, wollen am Bankomat auch noch Geld abheben, das scheitert aber, da offenbar in den beiden Automaten in Kamanjab nirgendwo mehr Geld enthalten ist. Auch hier sind die Straßen voll mit Menschen, so ist uns das noch nie aufgefallen. Wir fahren zur Garage, wo wir den Besitzer anrufen, da alles zugesperrt ist. Er meint, er wäre unterwegs, käme aber in einer halben Stunde. Die Zeit nützen wir, um beim Bottle-Store wieder das offene WLAN zu verwenden, wir setzen ein paar Nachrichten ab und schauen unsere Mails an.
Als wir zurückfahren kommt auch der Besitzer bald mit einem abgeschleppten Fahrzeug, wir plaudern kurz über die vielen Menschen, das fehlende Geld in den Bankomaten und warum er am Freitag zu habe, da meint er nur, es wäre der Freitag vor Monatsende, da hätten alle ihr Geld bekommen und würden nach Hause fahren. Ah, deshalb auch kein Geld mehr in den Bankomaten. OK, guter Tipp für’s nächste Mal, wir stehen nämlich jetzt mit relativ wenig Bargeld da. Egal, irgendwie wird das schon gehen.
Der Reifen wird geprüft und tatsächlich, er hat beim Ventil einen Schaden. Also wieder mal einen anderen Reifen drauf, der ist sogar noch abgefahrener, aber jetzt ist es mir schon relativ egal, es kommt nur mehr Etoscha und dann die Fahrt nach Windhoek. Da sollte nicht mehr viel sein.
Wir packen zusammen, bedanken uns und fahren die Teerstraße Richtung Norden. Wir erreichen die Einfahrt gegen 17:00 Uhr und beschließen spontan, heute schon in den Park zu fahren und anstatt in Hobatere in der neuen Olifantrus Campsite zu übernachten. Elefanten oder andere Tiere werden wir in Hobatere ziemlich sicher auch nicht zu Gesicht bekommen.
Die Einfahrt ist komplett neu gestaltet und riesengroß, nicht zu übersehen. Rechts ist der Parkwächter, der die Permits ausstellt. Leider gibt’s keine Karten zum Mitnehmen, nur eine große an der Wand, die wir fotographieren könnten. Na, danke. Zum Glück habe ich mir schon die PDF-Karten ausgedruckt und Navi haben wir ja auch mit. Nach der problemlosen Ausstellung der Permits (nach einer Reservierung wurde nicht gefragt) geht’s nach links in das neue Gebäude, dort sind dann die Zahlungen zu entrichten. Cash Only, no cards. Hm. Langsam wird’s wirklich ein bisschen kritisch mit dem Bargeld. Aber das geht sich noch aus.
Gemütlich fahren wir dann auf der leeren Straße Richtung Olifantrus. Die Gegend ist halt ziemlich bewachsen, wirklich weit sieht man auf dieser Strecke nicht. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit fahren wir auch keine Wasserlöcher an, ringsum hat’s auch gut geregnet, das wäre ohnehin relativ sinnlos. Dennoch sehen wir schon einige Giraffen, Zebras, Strausse und sogar ein Warzenschwein mit Frischlingen.
Wir erreichen das Camp gegen 18:30, schon recht spät, aber im Sommer noch ordentlich hell. Bauen schnell das Zelt auf, räumen Tisch und Sesseln raus und gehen dann mit Flüssigkeit bewaffnet zum genialen Steg und zum Gebäude am Wasserloch. Der Sundowner ruft.
Das Haus ist wirklich sehenswert, der Steg führt in ~ fünf Meter Höhe über die Umzäunung zum zweistöckigen Gebäude, das direkt am Wasserloch errichtet wurde. Oben sind Kippfenster, die zum Öffnen sind, unten sind Fixfenster, klar, so ebenerdig, wie man da sitzt. Das Wasserloch ist mit rotem Licht beleuchtet, alles wäre perfekt, wenn sich doch bloß ein Vierbeiner blicken lassen würde ;-). Wir lassen die Sonne untergehen, warten, schauen und gehen nach rund einer Stunde zurück zum Auto. Abendessen ruft. Auch beim zweiten Besuch nach dem Essen lässt sich in 90 Minuten kein einziges Tier blicken, gegen 11 Uhr kriechen wir schließlich ins Zelt. Morgen ist auch noch ein Tag.
Kurz noch zum Camp: Das ist natürlich sehr neu und sehr gepflegt. Es hat auch einige Museumsräume, in der die Geschichte des Platzes (ehemalige Elefantenkeulungsstation) sowie die Geschichte des Parks und der Erhaltung generell sehr anschaulich dokumentiert werden. Die Sanitärräume sind sehr groß und auf westeuropäischem Niveau. Es gibt zwei große Küchenblöcke, wo man bei schlechtem Wetter überdacht sitzen und kochen sowie abwaschen kann. Jeder Stellplatz hat Strom, Licht und Wasser sowie eine ebene Stelle, wo man eben Tisch und Sesseln aufstellen kann. In der Saison wird’s aber sicher schwer, einen Platz zu bekommen, auf meinem kurzen Rundgang zählte ich nur 5 Stellplätze. Der Manager meinte, sie würden es ausbauen und es kämen weitere Plätze dazu. Würde mich nicht wundern, bei dem Aufwand, den sie beim Wasserloch getrieben haben. Das Ganze hat aber auch seinen Preis, wir haben dort 250 N$ pro Person für die Nacht gezahlt. Auch „cash only“ natürlich. 😉
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